Rendezvous mit Tio…

5 Boliviano
Draisine
Streetfood
trinken mit Tio

 

In Potosi angekommen hieß es zunächst ein Hostel zu finden…nach einigem hin und her landeten wir im Koala Den…und entschieden uns für ein 3-Bettzimmer…mit von der Partie…Baruch..kurz Baru…ein Israeli, den wir auf der Salar Tour kennengelernt haben…im Gegensatz zu den meisten Israelis reist er nicht in großen Gruppen….direkt nach dem Ende des Militärdienstes pöpelnd durch die Lande, sondern er bevorzugt das individuelle Reisen. Nachdem wir uns Abends gestärkt hatten wollten wir uns für eine Minen Tour entscheiden…Potosi ist bekannt für seinen Silberreichtum und war einst Mittelpunkt der spanischen Münzproduktion und zweitweilig die reichste und größte Stadt der Welt…auch heute arbeiten noch tausende in den Stollen…wobei die Silbervorräte des Cerro Rico nur noch begrenzt sind…vielmehr wird heute Zink gefördert…wir hätten direkt im Hostel eine Tour buchen können, erkundigten uns jedoch noch bei GreenGo Tours in der Annahme, dass es dort günstiger ist…aber denkste…Julio der Besitzer und Tourguide in Personalunion reagierte ganz erbost auf die simple Frage was denn der Unterschied zwischem ihm und beispielsweise Koala Tours ist…wie man denn sowas fragen könnte…er sei der Allerbeste…und überhaupt und wir könnten ja gehen wenn wir auf den Preis aus sind und blablabla…ein südamerikanisches Temperament vom Feinsten…schlussendlich kriegte er sich wieder ein und redete leidenschaftlich über seine Mission die Bergarbeiter zu unterstützen und das er maximal acht Personen pro Tag nimmt und er auch keine Schow macht, wie andere Agenturen, um die Touristen zu beeindrucken…nach ca. 30 Minuten hatte er drei Kunden…und wir 20 Boliviano zum ursprünglichen Preis gesparrt…allerdings nicht für den folgenden Tag, da er da schon ausgebucht war…was ein Typ!

So sollte Dienstag genutzt werden um ein wenig Potosi zu besichtigen…Baru wollte zu einem Aussichtspunkt mit einer weißen Jesus Statue ala Rio…Julio muss uns missverstanden haben…nach seiner Anleitung erreichten wir mit dem Bus nur den Eingang zur Mine…nicht aber den Aussichtspunkt…hmmpf…also zurück ins Zentrum…aber auch da wusste niemand etwas von der Statue die wir auf dem Hinweg aus Uyuni kommend gesehen hatten..merkwürdig…na dann eben zum Aussichtsturm im Zentrum…rein ins Taxi und was ne Überraschung…das Eingangstor ist geschlossen…wieder nix…ich habe mir sogleich im Hinterstübchen gemerkt: nicht mehr mit Baru auf Erkundung gehen!…das wird einfach nichts mit ihm…also zurück zum Hostel und nach kurzer Pause zumr Casa de la Moneda…die ehemalige Münzprägestätte der spanischen Kolonialherrscher und Ausgangspunkt für die erste globale Währung der Welt…die Münzen enthielten Prägungen für den Ursprungsort…PTSI für Potosi… die Silbermünzen fanden im gesamten Amerika Verbreitung…in den USA wurden sie zunächst noch als Peso…später dann als Dollar genutzt…das $ Symbol resultiert aus den Buchstaben SI…den letzten beiden Buchstaben von PTSI…sehr interessant und auch wenn der Guide sehr schnell seinen Text runterrasselte war es den Besuch wert. Am Abend trafen wir erneut Ed und Zoe und schauten bei Ihnen im Hostel den Film „the Devil’s Miner“…eine Doku über einen 14 Jährigen, der in der Mine in Potosi arbeitet…sehenswert und ein guter Vorgeschmack was uns am nächsten Tag erwarten sollte…nach dem Film stärkten wir uns noch mit einem Burger auf der Straße beim wohl schnellsten Burgermacher aller Zeiten…in gefühlten 30 Sekunden hatte er den Burger mit diversen Saucen und Zutaten fertig…Stück um Stück…als ob man einen Film vorspuhlt…irre! Danach wurden die Sachen gepackt, denn wir mussten Mittwoch früh offiziell auschecken, da wir noch am selben Nachmittag nach Sucre weiterreisen wollten…dann ab zum Büro von Julio und schon saßen wir mit ihm und drei anderen Wagemutigen im Bus…in einer Hinterhofkaschemme zogen wir dann Hosen, Jacke, Helm und Stiefel an und kauften mit Julio noch Geschenke…Saft…Kokablätter…UND…Dynamit!!!!…ja…ob ihr es glaubt oder nicht…Dynamit…für 50 Cent pro Stange…halleluja…die Bergleute verdienen nicht viel und sind praktisch selbständig in Kollektiven organisiert…sie müssen alles Equipment selbst kaufen…und für eine 2m3 Sprengung braucht es schon mal 12 Stangen Dynamit…nachdem wir ausgrüstet waren ging es ab zur Mine…Julio begrüßte Hinz und Kunz bevor wir in den Schlund des Berges abtauchten…die ersten 100m mussten wir im zügigen Tempo und geduckt zurücklegen, da das der Hauptausgang der Förderdraisinen ist…wir waren ganz schön außer Atem…danach ging es besser..teilweise konnte man aufrecht laufen…Julio versorgte uns pausenlos mit Geschichten und klärte uns immer wieder über das Wesen der Bergleute auf…so stellt sich heraus, dass die Kinder im Film für 200 US$ nur geschauspielert haben…Kinderarbeit verkauft sich eben besser…interessant!…hier und da verteilten wir dann auch unsere Mitbringsel und schließlich waren wir nach zwei Abstiegen über Strickleitern und Seile auch ca. 40 m tiefer angelangt, wo wir den Bergleuten dabei zusahen, wie sie schubkarrenweise Geröll umherkarrten und in Fördersäcke verfrachteten…das war sehr intensiv und man kann sich diese Arbeitsbedingungen gar nicht vorstellen, wenn man es nicht selbst gesehen hat…so etwas wäre in Deutschland nicht möglich…schließlich ging es wieder hinauf und wir besuchten noch Tio…den Teufel…der in jeder Mine eine Art Altar besitzt…die Bergleute beten ihn an…opfern ihm…damit unter Tage nichts passiert und damit sie erfolgreich bei ihrer Suche nach Mineralien sein mögen…dieser Kult wurde von den Spaniern eingeführ,t um die indigene Bevölkerung dazu zu bringen weiter in den Minen zu arbeiten…diese hatten protestiert und gegen die Herrscher aufbegehrt…und so würde der Teufel sie „verspeisen“ wenn sie nicht brav den Forderungen nachkommen würden…und zack war die Sache geregelt…clever die Spanier!…außerhalb der Mine sind die Bergleute jedoch streng katholisch und verehren Jesus Christus…eine sehr spezielle Mischung! Es wurden Tio Zigaretten und Alkohol dargeboten…jeder musste von dem hochprozentigen Gesöff nippen und dann Tio mit einem weiteren Schluck begießen…danach ging es zurück…endlich waren wir wieder unter freiem Himmel… verdreckt bis zur Unterlippe…und froh wieder aus dem Höllenschlund entwischt zu sein…eine krasse Erfahrung…und definitiv zu empfehlen…besonders mit Julio…was ein Heini…zum Abschluss gab es noch in seinem Cafe Bier und Lama, welches sehr gut schmeckte, und diverse Tipps und Ratschläge unsererseits für seinen Unternehmerdrang…scheinbar hat er doch etwas damit zu tun seine Bergtour und Gastronomie unter einen Hut zu bringen. Im Hostel orderten wir dann ein Taxi nach Sucre…zu dritt nur wesentlich teurer als der Bus selbst …auf nach Sucre…der Hauptstadt Boliviens

unter Tage