Willkommen im Siedekessel der Nation…willkommen in La Paz…schon der Weg vom Busterminal zur Herberge verspricht einiges…hupende Taxis…Straßenhändlerinnen, die einem alles zu verkaufen scheinen….ein Gewusel wie in einem Ameisenhaufen…Ali meint es erinnere ihn sehr stark an Indien…nach dem Check Inn im Hotal Sagarnaga…machen wir uns an die Recherche nach Touren für die Death Road und was man sonst noch so alles in La Paz erleben kann…wir landen als erstes bei Barracuda Biking…dieser Veranstalter wurde Ali empfohlen und siehe da…wer kommt zwei Minuten später in das Büro…Salam…mit ihm haben wir in Valparaiso FIFA gezockt…er hat die Tour am vorherigen Tag gemacht und war vollauf zufrieden…gekauft!…am nächsten Tag soll es steil bergab gehen…danach wird etwas durch die Gassen geströmert…von Farbeimern, Papaya, Batterien bis hin zu ganz kleinen toten Lamas! Man kann hier wirklich nahezu alles erstehen…ein kleiner Mikrokosmos…in ganz La Paz gibt es wohl nur an die 20 Supermärkte…und auf Grund des billigen Streedfoods musste McDonalds gar seine Expansionspläne begraben…apropo…langsam werden wir auch hongrig…Ali will sich richtig satt essen…es gibt riesige Portionen…typisch bolivianisch… Fleisch mit Kartoffeln und Reis…oder Nudel mit Kartoffeln…oder alle drei Sachen auf einmal…Hauptsache mächtig! Gestärkt geht es zurück ins Hotel…und früh ins Bett…morgen gilt es von 4.700 m auf 1.200 m hinab zu radeln!
Ich muss schon zugeben…ein wenig aufgeregt bin ich schon…immerhin kann jeder Fehler eventuell tödlich enden…Ali scheint auch aufgeregt…aber Stop!…irgendwas stimmt mit ihm nicht…er hat Krämpfe und ihm geht es hundeelend…vermutlich hat sein Heißhunger ihn gestern zu einem netten Magenproblem verholfen…verdammt aber auch…ich muss da wohl allein durch…gegen 8 Uhr fahren wir aus La Paz raus…eine Gruppe von 12 Leuten, zwei Fahrradguides und ein Fahrer…nach einer kurzen Instruktion am höchsten Punkt geht es auch schon auf unseren Mountainbikes mit Vollfederung bergab…die ersten 25 km sind ein Genuss…asphaltiert…eine normale Straße…lenken…bremsen…mehr ist nicht zu tun…nachdem wir dann eine Art Straßengebühr entrichtet haben, fahren wir mit unserem Minibus noch einmal ein paar Kilometer bergauf bevor die wirkliche Death Road beginnt…sie schlängelt sich entlang steiler Felsen hinab in die Niederungen des bolivianischen Staatsgebiets und war früher die einzige Verbindung nach La Paz aus dem Tiefland…als Fahrradfahrer ist diese Schotterpiste halbwegs unproblematisch…nur stelle man sich vor auf einem 5m breiten Streifen zwischen Felswand und 30m Abgrund treffen zwei Lastwagen aufeinander…einer musste dann zwangsläufig zurück oder vor…und zwangsläufig dann auch dran glauben…vormals eine der gefährlichsten Straßen der Welt…auf geht’s!
Das schwierigste an der Nummer ist das bremsen…permanent beide Hände am Hebel…das geht in die Muskeln…irgendwann tuen einem die Arme, die Schultern und eben auch die Finger ordentlich weh…ganz schön anstrengend…und immer fokussiert bleiben…man will sich ja schließlich ungern auf die Fresse packen! Davon abgesehen macht es schon viel Spaß den Berg hinab zu heizen…das Ambiente ist überragend…tiefe grüne Täler laden zum einen oder anderen Fotostop ein…wir passieren auch kleine Wasserfälle und düsen durch dicke Fützen…irgendwann wird es auch gehörig schwül…fast 30 °C erwarten einem am Ende des Abenteuers an den Füßen der Anden…meine Herren…die Hitze und die Tour haben mich ganz schön alle gemacht…das kühlende Bier katapultiert mich dann fix in eine „ich will schlafen-JETZT!“ Stimmung…nach dem Essen geht es aber wieder und so müssen nur noch 3h Fahrt zurück nach La Paz überstanden werden…dann ist es geschafft…was ein langer Tag…geschafft aber auch zufrieden versinke ich im Traumland.
Ali ist immer noch nicht wirklich fit…er vegetiert im Zimmer so vor sich hin und so entscheide ich mich spontan an einer Free Walking Tour durch die City teilzunehmen…die ist dann auch recht witzig und interessant…als ich zurück komme probieren die Hotelmitarbeiter hinter der Bar gerade verschiedene Cocktailrezepte für die WM aus…da scheinbar keiner so richtig Ahnung hat stelle ich mich als Tester zur Verfügung und zeige ihnen auch den ein oder anderen Drink…man hätte sich hier schön die Kante geben können, aber alleine trinken macht ja auch kein Spaß…und so treffe ich abends noch Marco, der mit mir in der gleichen Gruppe die Straße des Todes hinabgesaust ist…sicherheitshalber nehme ich ein Taxi zurück…allein…nachts…in einer südamerikanischen Großstadt….meine Lektion habe ich gelernt.
Bevor es am nächsten tag zum Titicacasee geht, kaufe ich noch ein neues Haarschampoo…in Sucre hatte ich mich vergriffen und Conditioner erstanden…Shit Happens!..noch ein kurzer Blick auf das große Seilbahnprojekt von Morales und in die wuselnden und bunten Straßen von La Paz…arrevidertschi Indien!



