die Rally auf dem Mond…

Abflug
das Monster aus dem Salz
die rote Lagune
durch den Morast
Jeepkolonne
le Formation

Es ist dunkel…es ist kalt… es ist 6 Uhr am Morgen …die Pässe werden gestempelt…sonst nix…keine Gepäckkontrolle…nüscht…wir bewegen uns über eine kleine Brücke und schwups sind wir da… servus Bolivien!

Mit einem englischen Pärchen nehmen wir ein Taxi nach Tupiza…etwa 4,50 € pro Person…für ca. 2h Fahrt…der Taxifahrer ist ein lustiger Vogel…er klopft permanent zu 80er Jahre Cover Musik in spanischer Version seine Finger gegen die mit blauem Filz dekorierte Amatur, die original aus einem 70er Badezimmer aus Nottingham stammt (vermuten wir zumindest)…einige umkurvte Gesteinsbroken, auf der sonst sehr guten Straße; später erreichen wir Tupiza…ein kleiner Ort auf ca. 3.000m ,umrahmt von Felsen…sehr ruhig und entspannt…kleine Frauen in ihren traditionellen Gewändern tummeln sich auf den Straßen und auf dem Markt…zum ersten Mal das Gefühl in Südamerika zu sein…und es gibt lecker Streedfood…Teigtaschen gefüllt mit Fleisch, Kartoffeln, Erbsen und Ei…Saltenas…oder kloßartige Maisbälle mit Fleischfüllung…frischgepresster Saft aus Orangen und Grapefruit…herrlich…und extrem billig…alles zusammen für einen Euro!…eine wunderbare Einführung in die bolivianische Kultur…wir buchen noch am selben Tag die Tour zum Salar de Uyuni mit La Torre Tours…und verbringen die übrigen anderthalb Tage mit entspannen, bevor es auf die Sand- und Schotterpisten gen größtem Salzsee der Welt gehen soll. Am Abend vor dem Start treffen wir zufällig Ed und Zoe, mit denen wir in Bariloche den Tagesausflug zum schwarzen Gletscher unternommen haben…die Welt ist eben ein Dorf!

Am Geburtstag von meinem Lieblingsschwager ist es dann soweit…nachdem alles auf dem Toyota Landcruiser von Orlando, unserem Fahrer, festgezurrt und verstaut ist machen wir uns zu sechst auf den Weg in die Höhen der Anden…wir das sind Ali und ich…Will und Braydn…zwei Aussis …sowie Orlando und Celia unsere Köchin…Celia spricht auch überraschend etwas Englisch…umso besser! So verständigen wir uns recht passabel und ich agiere mit meinem spärlichen Spanisch als Dolmetscher für den Rest…

Der erste Tag führt bergauf…bergab…über schmale Pisten…Stunde um Stunde…zum Glück hat Celia sich bereit erklärt auf der hinteren Sitzbank Platz zu nehmen…denn unsere Australier sind ziemlich groß und sonst wäre es ein komplettes Desaster für die Jungs… Sardinien gleich…über den unebenen Untergrund zu ruckeln…selbst eine kurze Panne nach ca. 2 h kann uns nicht aufhalten…wir erklimmen Höhenmeter um Höhenmeter…Kokablätter im Mund…gegen die Höhenkrankheit…und nach ca. 10h und unzähligen Lamas auf dem Weg…erreichen wir unsere erste Unterkunft…typisch bolivianisch…blanke Ziegel…unverputzt…mitten im Nirgendwo auf 4.200 m…wer hier lebt ist entweder verrückt oder hat keine andere Wahl…die Räume sind dann doch besser als erwartet…richtige Matratzen und sogar 4 Lagen an Decken…net schlecht Herr Specht…die werden dann aber auch dringend nötig…denn kaum ist die Sonne verschwunden kommt auch schon Gevatter Frost durch die Ritzen gekrochen und umhüllt uns mit kuschligen -10° C…also fix das, zugegebenermaßen, sehr leckere Essen verputzt…Koka Tee zum aufwärmen…ein kurzer Blick zum wunderbaren Sternenhimmel…und dann geht’s auch schon in die Falle…zum Glück haben wir noch extra einen Schlafsack gemietet…der ist innen gefüttert und so lässt es sich in Sibirien aushalten…zumindest bis zum…bibbbberrrr…aufstehen…meine lieber Schollikowski…das ist was für die ganz Harten…natürlich ist auch eine von zwei Toiletten am Morgen nicht funktionstüchtig…einwandfrei…und glaubt ja nicht alle machen sich die Mühe die Örtlichkeit so zu verlassen wie man sie vorzufinden wünscht…Augen zu und durch!

Und wieder geht es los…bald schon verändert sich die Landschaft…sind wir am ersten Tag noch vornehmlich über die Berge gekrakselt, so befinden wir uns nun zwischen den Gipfeln…in großen Tälern und Schluchten…auf einer Art Hochplateau…Sand…Gestein…wie auf einem anderen Planeten…der Nationalpark Andina Eduardo Abaroa…surreal…atemberaubend…der Landcruiser dreht seine Räder durch und über alles was seinen Weg kreuzt…so düsen wir dahin…passieren Seen aus Salz…Lagunen aus Eis…rote Felsen…gelbe Schluchten…Staub wirbelt durch die Luft…die Rally auf dem Mond!

Zwischendurch fragt uns Celia wie alt wir sind und ob wir Freundinnen haben…höflich frage ich zurück wie alt sie denn ist…32…ok..sie hat mich wohl nicht verstanden…das ist ja mein Alter und sie ist ja wohl eindeutig um die 50…ich frage noch einmal…Si..sie ist 32 …ach du meine Nase…das ist ja wohl nicht ihr Ernst…einerseits erschreckend was UV Einstrahlung und extreme Höhen so mit dem menschlichen Körper veranstalten…andererseits denke ich mir…“bist ja doch noch ganz gut in Schuß Burschi!“…Mittagspause machen wir an einer Stelle wo es heiße Thermalquellen gibt…natürlich lassen wir uns die Chance nicht entgehen und genießen das 35°C warme Wasser…ein Segen nach der eisigen Nacht…nur Ali geniert sich mal wieder und bleibt draußen…ich glaube ich habe ihn noch kein einziges mal oben ohne gesehen…tja…jeder hat so seine Macken…am Nachmittag besichtigen wir weitere Lagunen…und können Flamingos beobachten wie sie majestätisch durchs Wasser stelzen…damit auch ja niemand ins Wasser pinkelt entdecken wir auch ein tolles Hinweisschild…Toiletten…300 m nach links…sehr sinnvoll…weit und breit kein Baum…wo sollte man sonst hingehen, als zum Lokal am See???…die spinnen die Bolivianer!…anschließend überredet Ali noch Orlando ihn mit dem Jeep fahren zu lassen…50 Bolivianos später darf er dann die 10 Minuten bis zur zweiten Unterkunft hinters Steuer…die Häuser hier sind nahezu identisch…allerdings mit bessern Matratzen und auch der Aufenthaltsraum liegt nicht direkt neben der Eingangstür…und…es gibt sogar einen Kamin…der ist zwar winzig, aber wenn man sich direkt ran stellt bekommt man sogar einen Hauch von Hitze ab…etwas mehr hilft der Cafélikör, den Braydn und Will erstanden haben…während wir unsere Kehlen mit Schnaps wärmen berichten sie von ihrem Leben in Down Under…Will fährt Trucks…seinen Eltern gehört eine große Truckfirma…Braydn ist Schafzüchter…sehr interessant…doch bevor uns die Eiskönigin ein Schnippchen schlägt machen wir uns fix bettfertig…am Morgen dann Eis an den Fenstern…innen!… -15°C….brrrrrr…Ali’s Hand war für ca. 5 Minuten in der selben Position gefroren, als er von seiner Morgenzigarette zurückkam…also schnell in die Klamotten…Tee trinken und los geht’s…

Der erste Stop in der Siloli Wüste, die wir nun durchqueren, sind verrückte Felsformationen…wie von Dali kreiert…weiter geht’s zu stinkenden und qualmenden Geysiren, die auf ca. 5.000m Höhe liegen…nur mal zum Vergleich…der Mont Blanc ist 4.810m hoch…schließlich stoppen wir an einer Felswand um Mittag zu essen…auf einmal tauchen kleine Hasen mit langen Schwänzen zwischen den Felsspalten auf…Viscachas…eine Chinchilla Art…sie hopsen vergnügt umher und versuchen hier und da was essbares zu ergattern…sehr putzig! Anschließend passieren wir noch den Mars oder ist es der Jupiter…man verliert jeglichen Sinn…eine absurde Landschaftt jagt die andere…wir sind nun schon drei Tage in dieser fremden und staubigen Welt…fernab der Zivilisation…unterwegs… es geht wieder bergab…am späten Nachmittag erreichen wir den Salar…nur noch 3.600 m über dem Meeresspiegel…und schlagen unsere Zelte an dessen Ufer auf…zum Glück nur sinnbildlich…geschlafen wird in einem Gebäude, dass komplett aus Salz gebaut ist…die allerbeste Unterkunft des Trips…komfortable Betten…ein großer Aufenthaltsraum…sogar einen Pooltisch gibt es…UND…eine warme Dusche…für ca. ein Euro kann man sich ein Duschticket kaufen…und dann heißt es anstellen in die Warteschlange…jeder darf (offiziell) 8 Minuten das warme Wasser genießen…nach 3 Tagen ist so eine Dusche einfach göttlich…in den anderen Herbergen gab es nur Waschbecken und eiskaltes Wasser…

Zu unserem Abschlussabendessen gibt es Lasagne und bolivianischen Wein…die Lasagne ist lecker…die Weinherstellung sollten die Bolivianer lieber anderen überlassen!

Am letzten Morgen heißt es 5:30 Uhr aufstehen…schließlich wollen wir den Sonnenaufgang nicht verpassen…es ist nur -5°C…ein Schnäpperle sozusagen…fühlt sich schon an wie Sommer…der Jeep rast über den Salzsee…ein riesiges Meer aus Eis…einem Ozean gleich…10.582 qm groß…ca. 12x so groß wie Berlin! Wir erreichen die Isla del Pescado …eine Kakteen bewachsene Insel im Salar…von ihrem höchsten Punkt genießen wir die ersten Sonnenstrahlen…trotzdem ist es arschkalt…also schnell heißen Tee trinken und weiter auf das weiße Meer…irgendwo stoppen wir dann für die weltbekannten Crazy Pictures…so richtig kreativ sind unsere einheimischen Freunde nicht und so müssen wir selbst versuchen lustige Schnappschüsse zu kreiieren…die sind zwar nicht so suuuuper spektakulär wie von Anderen, aber auch nicht so schlecht…Spaß hat es allemal gemacht (und Muskelkater bei bestimmten Posen…hehe)…bevor wir den Salar verlassen, passieren wir noch das Denkmal für die Rally Dakar, die Anfang des Jahres in der Gegend zu Gast war

Nach insgesamt etwa 1.000 km offroad Piste landen wir endlich in Uyuni…was für eine Tour! Orlando tankt noch schnell den Wagen auf…ca. 4 Bolivianos per Liter! (1 € sind ca. 9,3 B)…bevor wir unserer letztes Ziel ansteuern…den Friedhof der Züge…gleich am Rand von Uyuni…nett anzuschauen, aber weniger beeindruckend als erwartet…generell ist Uyuni ein Ort wo man gleich wieder weg will…ein richtiges Drecksnest…überall rings um die Stadt Müll…Plastiktüten und sonstiger Abfall in den Büschen und auf der Erde…widerlich…nach einem kurzen Mittagsessen verabschieden wir uns von der Crew und nehmen einen Bus Richtung Potosi…für ca. 3€…4h Fahrt auf einer…zur Überraschung aller…sehr guten Straße….vermutlich ein Jahr alt…ein Kind verträgt die Kurven dennoch nicht wirklich und kotzt in den Gang…seine Mutter reinigt den Boden des Ganges und entsorgt das Malheur kurzer Hand durchs Fenster…der Autofahrer hinter dem Bus hat sich bestimmt gefreut!…das reale Leben…zurück in der zivilisierten Welt…zurück vom Mond

einmal Mond und zurück