Endlich World Cup Atmosphäre…alle tragen Trikots…sind gut drauf…die Straßen sind voll mit Girlanden, Wimpeln und Fahnen…wir ergattern einen Tisch direkt vor dem Fernseher…und schauen dabei zu wie Holland (glücklich) Mexiko niederringt…ich verschlinge hungrig irgendwas mit Wurst und Zwiebeln…Hauptsache Futter…die Tour nach Salvador war doch echt anstrengend…dafür ist es jetzt schön in Strandnähe zu sitzen und in der drittgrößten brasilianischen Stadt die Meeres Brise auf der Haut zu spüren…nach dem Spiel gehen Annika, Ryan, Connie und ich zurück zum Appartement…Annika und Ryan habe ich zum ersten mal im Torres del Paine Nationalpark kennengelernt…Connie kommt aus England und ist auch eine Reisebekanntschaft der Beiden…wir besorgen ein paar Lebensmittel und machen uns dann auch schon auf die Socken zum zweiten Match des Tages…jetzt gibt’s auch noch einen Caipirinha…lecker!…das Spiel ist alles andere als erquickend…wenigstens ist Griechenland ausgeschieden…die hatten eh ne riesen Semmel, dass sie überhaupt weitergekommen sind! Abends kochen wir noch etwas und dann mache ich es mir auf dem Sofa im Wohnzimmer bequem…mein Schlafplatz für die nächsten Tage…Montag ist dann Deutschland am Start…wir frühstücken und machen uns auf den Weg das erste Spiel des Tages anzuschauen…Frankreich schlägt Nigeria und ist der potentielle Gegner im Viertelfinale…wir nehmen danach den Bus nach Barra…einem Stadtteil in Salvador…hier steigt auch das Fanfest…allerdings nur wenn in der Stadt gespielt wird bzw. wenn Brasilien auf dem Platz steht…etwas schade, aber da kann man nix machen…wir besichtigen den Leuchtturm und suchen uns dann einen Platz in einer Bar…die ist definitiv in diesem Moment deutsches Kolonialgebiet…so ziemlich alles in schwarz-rot-gold…unsere Mädels verzieren die Gesichter aller Interessierten mit Deutschlandflaggen…die Stimmung ist prächtig…das Bier schmeckt…dann kann es ja losgehen!…und was muss ich da sehen?…Deutschland zeigt eine erschreckende…nahezu peinliche Vorstellung…ich bin entsetzt!…was soll das denn bitteschön???…meine Stimmung tendiert gegen Frost…zum Glück reißen sich die Spieler noch zusammen und besiegen mit Hängen und Würgen Algerien in der Verlängerung…darauf erstmal ein Pils! Wir fahren wieder nach Hause und treffen dort die anderen Mitbewohner, die für ein paar Tage verreist waren…Cailan, Hanna, Jenny und Chris…Freunde von Ryan…leider sind bis auf Cailan alle recht reserviert und nehmen nicht wirklich am sozialen Leben teil…jeder eben wie er will! Dienstag fahren wir dann früh Richtung Altstadt um dort das erste Spiel des Tages zu schauen und anschließend unser Glück zu versuchen ins Stadion zu kommen…denn heute steigt in Salvador das Achtelfinale Belgien vs. USA…Ryan, Annika, Cailan und Chris haben bereits Tickets…mal schauen ob wir auch welche bekommen…nach ca. 45 min erreichen wirunser Ziel und spazieren durch die kolonialen Gassen…wirklich sehr nett anzuschauen…mehr und mehr Fußballfans drängen sich unter den mit Girlanden geschmückten Straßen entlang Richtung Arena Fonte Nova…wir landen schließlich vor einem kleinen Geschäft, welches einen Fernseher rausgestellt hat und setzen uns auf Plastikstühle mitten in der Gasse…ich besorge für Connie, Ryan, Annika und mich Acarajé und Hühnchen Spieße…dazu genießen wir kalte Cerveza und verfolgen Argentiniens knappen Sieg gegen die Schweiz…nebenbei werden wir ständig gefragt ob wir Tickets brauchen…wir müssen uns also nicht mal selbst bemühen…sehr gut!…irgendwann bietet ein Belgier Karten für die Kategorie I an…nach einigem Hin und Her schlagen Connie und ich für 200 Real zu (knapp 67 €)…schönes Schnäppchen…der offizielle Preis lag bei US $220 (ca. 162 €)…na büdde…wir folgen den Massen und dann erscheint auch schon das Stadion in unserem Blickfeld…mitten in der Stadt gelegen…ein wirklich schöner Bau…wir passieren den Sicherheitscheck und danach noch die Kontrolle der Kartengültigkeit…alles ist in Ordnung und wir verabreden mit den anderen einen Treffpunkt für nach dem Spiel…Connie und ich sitzen auf der Gegentribüne…die anderen hinterm Tor…Connie hat eigentlich einen anderen Block als ich…aber da kein Schwein unsere Karten kontrolliert gehen wir einfach gemeinsam in meinen Block und bleiben dann auch da…Connie sucht sich einfach einen der freien Plätze und dann geht es auch los…der Einmarsch…die Hymnen…die Zuschauer…wow…es ist eine tolle Stimmung und ich habe es doch tatsächlich geschafft…tausende Kilometer über Asphalt, Sand und Geröll…meine persönlich Road to the World Cup…und jetzt bin ich live im Stadion…Mission erfüllt…STRIKE…hehe…das Spiel ist sicherlich keine Sachertorte, aber immerhin ein ordentlicher Apfelkuchen…Belgien ist drückend überlegen und Jürgen Klinsmann kann sich bei seinem Torwart bedanken, dass sie nicht 4 bis 5 Dinger kriegen…daher heißt es Verlängerung und da platzt bei Belgien auch der Knoten und sie gewinnen schließlich verdient 2:1…nach dem Spiel gehen wir zum Hauptplatz der Altstadt wo wir gegrillten Käse essen und leckeren Caipirinha trinken…nach den vielen Bier zum ersten Spiel eine willkommene Abwechslung! Die Atmosphäre ist ausgelassen…Sambaklänge…eine leichte Sommerbrise…illuminierte Fassaden…ein Abend zum Erinnern…und er ist noch nicht vorbei! Vor der Eingangstür zu unserem Hinterhof treffen wir einige Leute aus der Nachbarschaft, die fast jeden Abend dort verbringen…wir werden zum Bier eingeladen und so sitzen Cailan, Connie und ich noch bei kühlem Blonden und Gitarrenklängen ala „Mas que nada“ bis früh um Eins auf der Straße…besonders Eduardo, einer der Nachbarn, ist gut drauf…so gut, dass er noch Nachts auf Ryans Facebook Seite postet: „Morgen Abend 22 Uhr gibt’s Kokain!“…haha…das haben natürlich komplett alle gelesen…haha…haben wir uns kaputt gelacht…zu lustig! Den kommenden Tag will Connie nachmittags gen Chile weiterreisen…früh am Morgen hört man dann ein lautes „Shiiiiiiiitttttt“ …sie hat leider die Abflugzeit verwechselt…der Flieger ging um 8 Uhr anstatt 15 Uhr…auweia…also heißt es für sie ein paar Tage länger in Salvador verbringen…dafür kann sie mit zum Strand kommen, wo wir chillen und Fußball zocken…irgendwelche Kids wollen immer mit Connies gelben Fußball spielen und so kommen wir gut ins schwitzen bevor wir uns in die Fluten stürzen…der Strand ist jetzt kein super Hingucker, aber nach so langer Zeit in kalten Gefilden genieße ich es sehr…richtiges Beachlife…herrlich…abends kocht Cailan irgendwas bolivianisches (seine Mutter kommt aus Bolivien)…das ist dann auch echt gut, nur leider hat der gute Cailan wohl noch nie für acht gekocht…nachdem jeder eine kleine Schüssel weggeputzt hat ist auch schon alles alle! Ich „zaubere“ dann noch schnell was aus der Improvisationskiste…komplettiert mit der zweiten Runde Reis sind dann auch alle gesättigt…sehr schön!…wir schauen noch ein paar Folgen Friends und zocken Karten. Am Donnerstagmorgen verlassen uns Chris, Hanna und Jenny…die übrigen Musketiere zieht es wieder zum Strand und ich alter Fußballgott treffe sogar per Hacke gegen die Brasilianer…wenn mir das mal jemand prophezeit hätte…unfassbar! Da das Apartment bis zum 4. Juli gemietet ist, neigt sich für die Anderen nach drei Wochen in Salvador auch ihre Zeit hier dem Ende entgegen…zum Abschied gehen wir ins Restaurant Fogo de Chao…dort gibt’s ein risiges Salatbuffet und die Kellner kommen ständig mit gegrillten Fleischspießen an den Tisch und man kann essen soviel man will…ich habe natürlich wieder größere Augen als gut für meinen Magen ist…den Anderen geht es nicht anders und so „rollen“ wir förmlich zurück zur Wohnung…hier trinken wir noch einen chilenischen Rotwein und dann heißt es Abschied nehmen! Ich muss bereits 3:45 Uhr aufstehen…4:30 Uhr holt mich ein Taxi ab, welches die Besitzerin Juliana organisiert hat…ein teurer Spaß…aber um die Zeit fahren keine Buse und Sicherheit geht dann doch vor…es klappt alles gut und dann sitze ich auch schon im Flieger nach Brasilia…au revoir Salvador…schön wars!



