Ein tristes Novembergrau…verdreckte Sanddünen…Müll am Straßenrand…das Bild was sich mir bietet, als ich mich Lima nähere ist alles andere als appetitlich…so stelle ich mir die Welt nach einem atomaren Krieg vor…gruselig!
Das „Problem“ ist eine besondere Wetterlage die mit Beginn der Winterzeit auftritt und Perus Hauptstadt mehr oder weniger täglich in tristes Grau einhüllt…in Lima angekommen checke ich im Dragonfly Hostel ein…wie schon in Cusco…man bekommt 10% Rabatt als „Stammkunde“ und das nehme ich natürlich gerne mit…nach meiner Ankunft gehe ich zum Markt und probiere erstmal ein typisch traditionelles peruanisches Gericht…Ceviche…Fisch mit viel Limettensaft und Zwiebeln…sehr lecker!…ich beeile mich um schnell zurück zu kommen, denn Holland vs. Spanien steht auf dem Plan und das Spiel hat es gleich in sich…was eine Schmach für den amtierenden Weltmeister! Ich lerne Rob aus England und Olivier aus Holland kennen und am Abend gehen wir zusammen weg…zunächst verspeisen wir eine zu kleine und völlig überteuerte Pizza und anschließend gehen wir in eine Bar und dann noch in einen Club…mit dabei sind zwei Mädels aus Mexiko und eine aus den USA…die Peruaner gehen ordentlich ab und wir haben gut Spaß…ein netter Abend, der ziemlich spät endet…oder besser gesagt sehr früh…meiner Gesundheit hilft das nicht wirklich…ich habe immer noch Rotz und dazu schmerzt jetzt auch ziemlich stark der Bereich zwischen meinem linken Auge und dem Mund…Ferndiagnose von Facharzt aus KW: Nasennebenhöhlenentzündung! Autsch…die Empfehlung lautet Antibiotika…also ab in die Apotheke und das Zeug besorgt…ein teurer Spaß, aber was tut man nicht alles für die Gesundheit! Samstag besichtigen wir das Stadtzentrum von Lima…ein sehr schöner zentraler Hauptplatz mit Kathedrale erwartet uns…abgesehen davon gibt es nicht soooo viel zu besichtigen und so geht es am Nachmittag zum Strand, wo Rob und Olivier auf dem Surfbrett versuchen ein wenig den Wellen zu trotzen…angeschlagen wie ich bin begnüge ich mich aber mit der Beobachterrolle…abends gibt’s Hühnchen und Linsen und wir zocken noch etwas am Kicker auf der Dachterrasse. Besonders viel unternehme ich die Tage nicht…im Prinzip bin ich nur am Fußball gucken…ich fühle mich einfach nicht gut…meine Laune wird dann vom ersten Auftritt von Schland gegen Portugal aufgeheitert…ich nehme den Mund relativ voll vor dem Spiel und prognostiziere einen sicheren Sieg…und werde zum Glück nicht enttäuscht…4:0…ein toller Auftakt gegen Portugal! Am Abend versuche ich mein Glück und begebe mich zum Restaurante Central…davon hatten mir Caesar und Katja in Cusco berichtet…das Restaurant ist in der Liste der Top 50 Restaurants auf Platz 15 gelistet und im Vergleich zu Lokalitäten dieser Art vergleichsweise sehr günstig…da ich keine Reservierung habe, ist die Chance reinzukommen sehr gering…zumindest sagt das die Dame am Empfang…ich soll doch an der Bar warten…hier trinke ich zunächst einen Mojito und überraschenderweise ist auf einmal tatsächlich ein Platz verfügbar…ich vermute, dass das allerdings nur eine Masche ist, da so ziemlich alle die unten gewartet haben jetzt oben sitzen…wie auch immer…ich entscheide mich für das Menü „8 Elevations“…acht Gänge mit ausschließlich peruanischen Zutaten…und noch ziemlich seltenen dazu…die Gerichte sind eher Kunstwerke…stilistisch und minimalistisch präsentiert …teilweise exquisit im Geschmack…teilweise einfach sehr speziell…eine spannende Erfahrung…allerdings glaube ich nicht, dass der Besuch solcher Lokalitäten zu einer meiner Traditionen wird…eventuell wenn mich mal jemand einlädt oder wenn ich nicht weiß wohin mit meinem Lottogewinn…ansonsten bevorzuge ich dann doch eher die Küche ala Dachstuhl…auf der Toilette fällt mir dann noch ein wichtiger Hinweis ins Auge… Männer müssen nicht zwangsläufig beim pinkeln sitzen…NEIN…dicht ranstellen und ordentlich zielen reicht vollkommen aus…na büdde…dann wäre das ja geklärt! Meine Zeit in Lima geht zu Ende…kein Ort für Liebe auf den ersten Blick, aber ich erahne, dass man hier auf längere Sicht eine gute Zeit haben kann…am Dienstag nehme ich gegen Mittag ein Taxi zum Flughafen…es geht nach Iquitos…in den Amazonas…der Dschungel ruft!